Samstag, 24. September 2011

wo alles nur Theater ist, fällt irgendwann der Vorhang

Kürzlich saßen wir mit einigen Brüdern aus der Gemeinde zusammen. Irgendwie kamen wir auf das Gebetsleben unserer Gemeinde zu sprechen. Die Gebetsstunde sieht immer weniger Besucher. Es kam sogar schon so weit, dass jemand nicht mehr kommt, weil man ihm zum Gebet aufgefordert hatte. Im Gottesdienst macht sich eine Gebetsmüdigkeit breit.
In unserem Gespräch konnten wir keine befriedigende Antwort finden. Jetzt las ich die kurze Notiz eines Pastors. "Nach einem Tag wie diesem kann man nichts besseres tun, als die beste Flasche Wein zu öffnen und das Leben zu genießen." Nichts Besseres? Haben wir wirklich nichts besseres zu tun? Mit anderen Worten, die Gemeinschaft mit Gott - nichts anderes ist doch Gebet - wird zum zweitbesten oder schlechter.
Mir wurde diese Notiz zu einer Antwort auf die Frage über das Gebetsleben unserer Gemeinde. Wenn wir in Gutem oder Bösem nicht mehr als allererstes zu unserem HERRN kommen, dann haben wir die Mitte, das was uns zusammenhält, das was uns Halt gibt, verloren. Wir können Gottesdienst gestalten, die Predigt pfiffiger machen, wenn aber bei all dem der Unterhaltungswert eine grössere Rolle spielt als die Botschaft vom Kreuz, dann ist und bleibt alles nur billiges Theater. „Und wo alles nur Theater ist, fällt eben irgendwann der Vorhang.“ Ein Zitat von Peter Hahne im Gastkommentar in idea-Spektrum36. Aus selbigem Kommentar noch ein Zitat, wert es sich zu Gemüte zu nehmen: „Nur dort herrscht geistlicher Aufbruch, wo der Toskana-Theologie und ihrer Wellness-Spiritualität mit der Autorität des Wortes Gottes getrotzt wird.“
Morgen ist Sonntag. Ich möchte diesen neuen Tag nicht hingeben, um Menschen das Gefühl zu geben, sie könnten angenehm in ihren Sünden leben und sterben. Um Gottes Willen!

Mittwoch, 21. September 2011

Hinaus und hinein – zwei Seiten einer Medaille

5. Mose 26: 8 – 9
Und der HERR führte uns aus Ägypten …. Und er brachte uns an diese Stätte….

Das Glaubenszeugnis des Alten Testamentes (man beachte „Ich bezeuge heute“ in Vers 3) beinhaltet eine, wenn nicht sogar die zentrale Aussage über das Heilverständnis. Die Mitte des Heils besteht aus zwei Bewegungen: Hinaus – aus Ägypten, und hinein – in das neue Land.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird meist nur die erste Bewegung als Rettung verstanden, im Sinne von „errettet werden von“. Geschieht irgendeine Art von Rettung, wie zum Beispiel im Katastrophenfall, wird der Gerettete vielleicht seinem Retter, dem Mitarbeiter des Katastrophenschutzes oder dem Feuerwehrmann, dankbar sein. Aber wohl kaum bis zu dem Maße, das er bei ihm zu Hause einzieht. Der Gerettete wird dankbar sein, aber er kehrt – zumindest im Normalfall – wieder in seinen gewohnten Alltag zurück. Vielleicht hat ihn die erfahrene Rettung etwas gelehrt und er wird Veränderungen in seinem Leben vornehmen. Aber wir dürfen kaum erwarten, dass die Beziehung zu seinem Retter darauf grossen Einfluss nimmt.
Der Retter dürfte auch weit überfordert sein, neben der Rettungstat nun auch noch für die Nachsorge Verantwortung zu übernehmen.
Aber für Gott gehört gerade diese Nachsorge untrennbar zur Rettung hinzu. Wie leicht kann der Gerettete, eingelassen, wieder in den Kreislauf hineingeraten, der ihn in dieses Unglück gebracht hat. Die Rettungstat hat den Geretteten seiner Lebensgrundlage entrissen. Früher war er Sklave. Da hatte er Essen, wenn auch nicht besonders, er hat einen Platz zum Schlafen, wenn auch nicht bequem, er hatte Arbeit, wenn auch erniedrigend. Jetzt ist er frei, kann Essen was er will, kann schlafen wo er will, kann arbeiten, was er will. Und hat doch nichts von all dem. Er ist wortwörtlich frei von allem, und steht mit nichts da. Gott führt hinein in das Neue. Der Ort, das Land, das ihm nun all das ersetzt. Und noch mehr, es ist sein und er kann frei leben.
Die Rettung befreit aus den alten Zwängen. Das neue Land bietet jetzt den Ort, an dem der Befreite einen neuen Stil leben kann. Nicht mehr nach den Regeln der Ägypter, nicht mehr nach den Regeln der Sklavenschaft. Das neue Land ist der Platz wo der Gerettete nach den Plänen Gottes leben kann.
Die zwei Seiten des Heils. Rettung aus dem Alten und ein neues Leben im Freiraum Gottes.